Neues Selbstverteidigungsprogramm gibt Kindern Sicherheit
Kinder haben mittlerweile fast täglich mit Gewalt zu tun: Von Hänseleien im Klassenzimmer über Prügeleien auf dem Schulhof, Abziehdelikten auf dem Heimweg bis hin zu sexuellen Übergriffen – die Palette an Gewalttaten ist groß. Genau aus diesem Grund hat die Europäische WingTsun Organisation (EWTO) das so genannte Kids-WingTsun entwickelt – ein Bewegungsangebot für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren mit Schwerpunkt Selbstbehauptung.
Kathrin ist in der vierten Klasse. Als sie eines Morgens in der Pause die Mädchentoilette aufsucht, wartet da bereits ihr Klassenkamerad Torben und versperrt ihr den Weg zum Klo. Sie ist unsicher, weiß nicht wie sie sich gegen den wesentlich stärkeren Torben durchsetzen soll und macht in ihrer Not in die Hose. Sie schämt sich vor den anderen Kindern, hat Angst, dass das noch mal passiert und traut sich kaum noch in die Schule ...
Diese oder ähnliche Geschichten hören Kids-WingTsun-Lehrer ziemlich oft in ihren Kursen. Doch während Lehrer und Eltern mit dieser Situation häufig überfordert sind, gehen die WingTsun-Trainer konkret auf die einzelnen Vorfälle ein und erarbeiten gemeinsam mit den Kindern verschiedene Lösungswege, die sie anschließend in der Gruppe praktisch durchspielen. Dadurch bekommen die Kids hilfreiche Lösungsvorschläge an die Hand, die sie bei der nächsten brenzligen Situation effizient umsetzen können.
Der zweite Teil des Trainings kombiniert die Elemente der Kampfkunst WingTsun mit Gruppenspielen. Das Ziel: die Motorik und das Körpergefühl der Kinder zu verbessern und ihnen Spaß an der Bewegung zu vermitteln, wodurch sie ihr Selbstbewusstsein steigern. Auch Fairness und gutes Benehmen spielen in jedem Unterricht eine entscheidende Rolle.
Mit ihrem neuen Kids-WingTsun-Programm will die EWTO dazu beitragen, dass aus den Kindern von heute aufrechte und selbstbewusste Menschen von morgen werden, die in der Lage sind, ihre und die Interessen anderer adäquat durchzusetzen. Entwickelt wurde das Konzept in Zusammenarbeit mit Pädagogen, Medizinern, Psychologen, Kinesiologen, Ergotherapeuten und Polizisten. Es umfasst die verschiedensten Inhalte: Von Selbstverteidigungs-Anwendungen über Tastübungen, Ringkampfspielen bis hin zu theoretischen, aufklärenden Themen, wie z.B. „Wie entsteht ein Streit“ oder „Was passiert, wenn man Alkohol trinkt.“
Darüber hinaus gibt es „Themenmonate“ in denen Begriffe wie Respekt, Disziplin, Toleranz oder Fleiß erklärt und gemeinsam diskutiert werden. Ziel ist es, die besprochenen Themen in den Alltag der Kinder zu integrieren. Um das zu fördern, bekommen die Kids eine Art Belohnungs-Button, z.B. für den fleißigsten Schüler des Kurses. Unterstützt werden sie dabei von den beiden Comic-Figuren Si-Je und Si-Hing, die die Lerninhalte auf bunten Plakaten kindgerecht veranschaulichen.
Da Kids-WingTsun über das klassische Sporttraining hinausgeht, müssen alle WingTsun-Neulinge bis zu drei Probestunden absolvieren. Nur so hat der Trainer die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit und den Charakter des Kindes richtig einzuschätzen. Ein motorischer Test soll außerdem Aufschluss über die körperliche Fitness geben und schwerwiegendere Probleme von Anfang an ausschließen.
Der Test wurde gemeinsam mit Physiotherapeuten entwickelt und umfasst Übungen wie Rückwärtslaufen, auf einem Bein stehen oder sich mit geschlossenen Augen an die Nase fassen. Erst nach diesem Test und einem ausführlichen Beratungsgespräch mit den Eltern folgt die offizielle Anmeldung
Die Kids-WingTsun-Schülergrade
Kids-WingTsun ist in 12 Schülergrade unterteilt. Jeder Schülergrad hat ein definiertes Lernziel. Um einen Grad zu erreichen, müssen die Kids eine Prüfung ablegen, die sowohl einen praktischen als auch einen theoretischen Teil umfasst und Aufschluss über die Lernerfolge geben soll. Wer den Test besteht, erhält eine Urkunde und rutscht einen Schülergrad höher. Nach Erreichen des 12.Schülergrads wechseln die Kinder automatisch ins Erwachsenen-WingTsun.